Kinderorthopädie

Facharzt für Kinderorthopädie Herr Marcin Karulek

Ob sanfte, nicht-operative Therapien, schonende minimal-invasive Eingriffe oder die begleitende Versorgung mit Hilfsmitteln: Individuell auf jedes Kind abgestimmt nutzen unsere Ärzte, Pfleger und Therapeuten in jeder Phase der Behandlung hochwirksame und teils einzigartige Therapieverfahren. Unser hoher Spezialisierungsgrad macht dies möglich. So haben sich unsere erzielten Behandlungsergebnisse bereits herumgesprochen. Viele der kleinen Patienten kommen mit Ihren Eltern mittlerweile nicht nur aus der Region Rothenburg zu uns.

Kindgerechte Behandlung durch speziell angepasste Therapien

Kleine Patientin mit einem Elternteil auf Station

Generell haben wir unsere Behandlung in erster Linie dem Bedürfnis der Kinder angepasst zum Beispiel durch:

  • Schmerzarme Behandlung durch effektive Schmerztherapie
  • Vermeiden des schmerzhaften Fädenziehens durch Verwendung von selbst auflösenden Fäden
  • Anwendung durchsichtiger Hydrokolloid-Pflaster oder spezieller Reißverschluss-Verbände, die man nicht alle zwei Tage wechseln muss
  • Kurze Liegezeiten durch den Einsatz von ultraleichtem Kunststoffgips
  • Angenehmer Aufenthalt für Eltern und Kind durch Mitaufnahme eines Elternteils auf der Station
Behandlungsschwerpunkte

Neben angeborenen oder erworbenen Bewegungsstörungen und die hierdurch verursachenden Lähmungen, Spastiken und Muskelkontraktionen behandeln wir:

  • Frühkindliche Hirnschädigungen (Infantile Cerebralparese, ICP)
  • Fortschreitenden Muskelschwund (Muskeldystrophie Typ Duchenne)
  • Spinale Muskelathrophie
  • Zustand nach Schädel-Hirn-Trauma
  • Erbliche und chronischen Nervenerkrankungen (Hereditäre Motosensorische Neuropathie, HMSN)
  • Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta)
  • Gutartige Knochen- und Knorpeltumore (multiple Osteochondrome)
  • Offener Rücken (Spina Bifida)
  • Angeborene Gelenksteife (Arthrogryposis multiplex congenita)
  • Angeborene Bindegewebsschwäche (Marfan-Syndrom)

Bei der operativen Verlängerung einer verkürzten Sehne oder eines Muskels oder bei korrigierenden Fuß-Operationen wenden wir so oft wie möglich schonende minimal-invasive OP-Techniken an. Muskeln und Sehnen werden dabei kaum und so wenig wie möglich verletzt. Die Wunden heilen deshalb schneller, verursachen weniger Schmerzen und Ihr Kind kann früher nach Hause entlassen werden.

 
 
Behandlungskonzept

Unser Behandlungskonzept ist abgestimmt auf die Kinder. So ruht die Therapie von Bewegungsstörungen und den damit verbundenen Folgen wie Lähmungen, Spastiken und Muskelkontrakturen in unserer Kinder- und Neuroorthopädie auf drei Säulen:

  • sanfte, aber hocheffektive konservative Therapie
  • gezielte, chirurgische Eingriffe und
  • begleitende Versorgung mit orthopädischen Hilfsmitteln.

Mit diesem ganzheitlichen Ansatz können wir den Therapieplan ganz individuell auf unsere kleinen Patienten abstimmen – je nach Art und Schwere der Symptomatik und abhängig von den Bedürfnissen und Wünschen der Kinder und Ihnen als Eltern. Dabei arbeiten bei uns erfahrene Ärzte verschiedener Fachrichtungen, Physio- und Ergotherapeuten sowie Orthopädiemechaniker in einem interdisziplinären Behandlungsteam Hand in Hand zusammen.

Interview mit Marcin Karulek, Funktionsoberarzt und Leiter des Bereiches Kinderorthopädie

Herr Karulek, was ist das Besondere an Ihrem Arbeitsbereich?
Grundsätzlich ist es der Umgang mit den Kindern und dabei nicht nur die Frage, wie wir unsere Patienten medizinisch am besten und nachhaltig helfen können. Ganz entscheidend in der Arbeit mit Kindern ist das Thema Angst. Also die Angst vor einer OP oder die Angst besonders vor langwierigen Therapien oder auch die oft unbegründete Angst vor schlimmen Schmerzen. Es geht also nicht nur um fachliche Fragen, sondern vielmehr um die „weichen“ Aspekte, also Emotionen.

Was ist Ihr Konzept – wie können Sie einwirken?
Es fängt schon mit der Umgebung an. Das Orthopädische Zentrum ist zwar eine große Klinik, aber das Miteinander der Menschen, die hier arbeiten, ist geradezu familiär. Diese Grundstimmung kann man hier überall spüren. Eine Klinik ist ja für jeden ein Ort, den er gerne schnell wieder verlassen möchte. Wir erleichtern unseren Patienten das Hiersein und fördern den Heilungsprozess allein dadurch, dass unsere kleinen Patienten sich so wohl und umsorgt fühlen wie möglich.

Aber das ist ja sicher nicht alles!
Nein, natürlich nicht. Wir arbeiten mit einem gut durchdachten Konzept, das in Kooperation mit dem ganzen Team entwickelt wurde. Die Angst zum Beispiel, von der ich gerade gesprochen habe, betrifft ja auch die Eltern. Ihnen helfen fachliche Argumente und ganz besonders hilft ihnen, wenn wir ihren Kindern die Angst nehmen können. Das klappt grundsätzlich meistens gut.

Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Reden, reden, reden und dabei nichts erzwingen. Wir reden mit den Kindern und binden sie in Entscheidungsprozesse mit ihren Eltern ein. Wir bringen sie – sofern möglich – mit Kindern zusammen, die bereits eine OP oder eine Reha-Maßnahme hinter sich gebracht haben. Die Wirkung ist enorm. Hinzu kommen die jeweiligen medizinischen Maßnahmen, die wir einsetzen. Das fängt mit minimalinvasiven Eingriffen an, geht weiter über die Verwendung von komplett abbaubarem Nahtmaterial bis hin zu durchsichtigen Pflastern und vielem anderem mehr.

Was bedeutet das im Einzelnen?
Das resorbierbare Nahtmaterial erübrigt den erneuten Besuch in der Klinik und das damit verbundene durchaus schmerzhafte Ziehen der Fäden. Die durchsichtigen Pflaster müssen nicht oder nur selten gewechselt werden, weil der behandelnde Arzt aufgrund des Materials die Wundheilung sehr gut beobachten kann. Die minimalinvasiven Eingriffe sind heute sehr schnell erledigt. Viele Kinder kommen morgens und können am Nachmittag wieder fahren. Manche Kinder bekommen zum Beispiel Gipsverbände. Ihnen kann ich sagen, dass es nicht schlimm ist, wenn der Gips mal kaputt gehen sollte. Wenn ja, bekommen sie einen neuen. Alles halb so wild.

Wer kommt zu Ihnen?
Das ist sehr unterschiedlich. Zum einen Kinder und Jugendliche mit vergleichsweise kleinen Krankheitsbildern, die schnell behoben werden können, wie zum Beispiel Blockierungen der Gelenke, funktionelle Beckenschiefstand oder sog. „Hüftschnupfen“. Aber wir behandeln auch viele Patienten mit schweren angeborenen Behinderungen und ebenso auch körperlich-geistig behinderte junge Menschen. Natürlich haben wir auch eine Ambulanz, um auf die kleinen und größeren Unfälle von Kindern ad hoc reagieren zu können.

Gibt es Krankheitsbilder die besonders häufig vorkommen?
Jein. Heutzutage gibt es Krankheitsbilder, die in Westeuropa nicht mehr vorkommen. Mangelernährung und die Folgen daraus sind bei uns kein häufiges Thema mehr. Im Gegensatz dazu haben wir es heute oft mit Haltungsproblemen zu tun und dem sich daraus entwickelnden Kreislauf. Erst tauchen die Rückenschmerzen auf, darauf folgt weniger Bewegung, die Rückenschmerzen werden stärker, darauf folgt Übergewicht und mit der dann gelernten Fehlhaltung in Verbindung mit viel zu wenig Bewegung und Anstrengung kommen Fuß-, Knie- und Hüftprobleme.

Lässt sich hier von gesellschaftlich bedingten Krankheitsbildern sprechen?
Durchaus. Ein Beispiel ist das gerade beschriebene Übergewicht. Ein anderes Beispiel betrifft die Füße. Wir behandeln vergleichsweise viele Kleinkinder mit Fußproblemen. Warum ist das ausgerechnet in unseren hochentwickelten Ländern so? Wenn wir in Länder schauen, in denen Kinder von klein auf nahezu keine Schuhe tragen und dann feststellen, dass man dort keine orthopädischen Probleme mit Füßen hat, dann ist man schnell bei der Lösung des Problems. Oder anders gesagt: Wir können dann nachvollziehen, warum 50% aller deutschen Kinder einen Senk-Spreizfuß haben.

Was bedeutet das für die Eltern?
Eltern sollten ihre Kinder so oft und so lange wie möglich barfuß laufen lassen. Da ist die Medizin durchgängig einer Meinung, nur ist diese wichtige Information bei denen, die es wissen müssen, nicht wirklich angekommen. Die Entwicklung der Füße hat einen gewaltigen Einfluss auf den Rest des Körpers, das Skelett, die Muskulatur, die Haltung, die Beweglichkeit, aber auch auf das Gleichgewicht.

Wie kommen Eltern und Kinder zu Ihnen?
Der Regelfall ist die durch die Krankenkassen vorgeschriebene Überweisung von einem Fachkollegen. Wir versuchen dann schon mit dem ersten Termin, die Eltern mit ihren Kindern zusammen zu beraten, um von Anfang an das hier gelebte „Miteinander“ zu etablieren. Wichtig für meine Arbeit ist auch mein Austausch mit den Kollegen gerade in der Region, denn als Facharzt mit der Zusatzausbildung Kinderorthopädie bin ich in meinem Gebiet immer up to date und damit für viele Kollegen eine, wie ich hoffe, große Unterstützung.

Gibt es in der Kinderorthopädie auch alternative Heilmethoden?
Nein, nicht wirklich. Wir bieten und nutzen aber sehr viele Varianten unterstützender Therapieformen, also Massagen, Elektrotherapie, Ergotherapie, Kinder Yoga und im Bedarfsfall können wir auch einen Psychologen einbinden.

Haben Sie noch einen Ratschlag für Eltern?
Einen? Viele! Der wichtigste: Eltern müssen immer die Körperhaltung ihrer Kinder im Auge haben und ebenso deren Bewegung und, wenn ein Kind über Schmerzen im Rücken, den Hüften oder den Knien klagt, dann muss umgehend ein Facharzt aufgesucht werden. Ganz wichtig ist auch das Thema Trampolin – Kleinkinder haben auf Trampolinen nichts zu suchen. Die Unfallraten sind ebenso extrem wie die Folgen.

Vielen Dank für das Interview.

Zur Person:
Hr. Marcin Karulek ist der Leiter des Bereiches Kinderorthopädie am Orthopädischen Zentrum Martin-Ulbrich-Haus Rothenburg gGmbH. Er ist Facharzt für Orthopädie mit einer ergänzenden Ausbildung zum Kinderorthopäden. Darüber hinaus ist er in Görlitz einmal pro Woche als Facharzt in einer Praxis auch für die „Großen“ tätig. Bei den Kindern ist Hr. Karulek mit seiner Teddy-Ambulanz bekannt. Zum „Tag des offenen OPs“ behandelte er Schnabelbrüche, verstauchte Teddypfoten, zeigte den Kindern die OP-Säle und hat einen  Gips-Test angeboten, damit Kinder auch ohne Unfall erleben können, wie sich ein eingegipster Arm anfühlt.

Funktionsoberarzt Herr Marcin Karulek

Funktionsoberarzt Marcin Karulek wurde 2018 in die Focus-Liste der empfohlenen Ärzte in der Region des Landkreises Görlitz aufgenommen und ausgezeichnet. Für die Studie wurden Informationen zu rund 240.000 ambulant tätigen Medizinern in ganz Deutschland herangezogen.

 

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