NEU: Osteopathie in Rothenburg
Interview mit Herrn Klaus Wenzel, Leiter der Physiotherapie am Orthopädischen Zentrum Rothenburg
Herr Wenzel, Sie sind Osteopath, was bedeutet das eigentlich?
Wenzel: Die Osteopathie lässt sich am besten als ganzheitliche Manualtherapie bezeichnen. Das heißt man versucht, alle Körpersysteme in Betracht zu ziehen. Dazu gehört alles, was den Körper zusammenhält, also die Knochen, Muskeln, die Gelenke und die Sehnen. Hinzu kommt dann das ganze innere System, die Bänder und Faszien mit ihren Beziehungen zu den Organen und abschließend das sogenannte craniale System. Das sind der Schädel, das Gehirn mit der Gehirnflüssigkeit und die Wirbelsäule mit dem Rückenmark.
All diese Systeme arbeiten auf komplexe Weise zusammen, und der Osteopath schaut sich dieses gemeinsame Wirken an, um dann zu erkennen, was die Ursache einer Problematik ist.
Ich habe zuerst an das Einrenken von Knochen gedacht.
Wenzel: Das ist nicht ganz falsch, denn Osteo heißt „Knochen“ und das angehängte Wort -pathie meint „Leiden“, also Knochenleiden. Als die Osteopathie vor gut 150 Jahren von einem Schulmediziner entwickelt wurde, lag der Fokus auf dem „knöchernen System“. Bis heute hat sich die Osteopathie aber wesentlich weiterentwickelt, wobei der Ursprungsbegriff geblieben ist. Aber Knochen brechen wir nicht.
Zu 99,9 % darf solch eine Behandlung nicht weh tun! Natürlich kommt es vor, dass es hier und da mal zieht. Wenn ich die sogenannten Triggerpunkte oder auch Faszien behandele, dann kann das kurzfristig schmerzen, aber darauf wird der Patient vorbereitet. Alles andere wäre kontraproduktiv.
Was ist der Unterschied zwischen Osteopathie, Chiropraktik oder der Physiotherapie? Für einen Laien sind die vielen Berufsbezeichnungen verwirrend.
Wenzel: Im Gegensatz zum Osteopathen kümmert sich der Manualtherapeut – zum Beispiel der Chiropraktiker – im Schwerpunkt um die Beweglichkeit von Gelenken. Er beseitigt unter anderem Blockaden der Wirbelsäule, während der Physiotherapeut sich im Gesamten um den Bewegungsapparat kümmert, was im Allgemeinen mit dem Begriff „Krankengymnastik“ verbunden wird.
Wie passen all diese unterschiedlichen Behandlungsformen zueinander? Gibt es Schnittmengen und kombiniert man das eine mit dem anderen?
Wenzel: Die allermeisten Behandler mit ergänzenden Therapien wie Osteopathie, Dorn-Therapie oder auch Chiropraktik haben ohnehin eine staatlich anerkannte und fundierte Ausbildung als Physiotherapeut. Die zusätzlich erlernten Fähigkeiten ergänzen die klassische Ausbildung und eröffnen so neue Therapiewege, die natürlich miteinander kombiniert werden können. Der Osteopath kann also beispielsweise eine Blockade von Wirbeln feststellen und nachfolgend die organische Ursache benennen und behandeln. Ich habe eine Ausbildung zum Physiotherapeuten, eine Heilpraktiker-Ausbildung und absolviere die Ausbildung zum Osteopathen.
Wo liegt der Fokus der Osteopathie?
Wenzel: Der Ausgangspunkt einer osteopathischen Behandlung ist eine sehr, sehr ausführliche Anamnese und Untersuchung des Patienten. – Das heißt, der Behandler erfragt alle potentiell wichtigen Informationen, die ihm und dem Patienten dabei helfen, der Ursache auf die Spur zu kommen. Als Behandler gehe ich mit dem Patienten zurück in der Zeit und wir forschen zusammen nach den Situationen, die sein Leiden ausgelöst haben. Zur Sprache kommen ebenso die Themen Ernährung, Bewegung aber auch Berufliches, Familiäres und vieles andere mehr. Eine Erstbehandlung dauert dann bis zu 90 Minuten.
Werden osteopathische Behandlungen von den Krankenkassen getragen?
Wenzel: Grundsätzlich ja, aber die Krankenkassen unterstützen ihre Mitglieder recht unterschiedlich. Das sollten die Patienten vorab unbedingt klären. Wichtig ist hierbei auch, dass nur ein zugelassener Arzt oder ein Heilpraktiker – also die Experten, die den Erstkontakt zum Patienten hatten – diesen an einen Osteopathen überweisen dürfen.
Was passiert nach der Behandlung? Was ist zu beachten?
Wenzel: Ich schaue natürlich, wie die Menschen arbeiten und welche Gewohnheiten sie haben und dann versuche ich im Gespräch mit dem Patienten daran zu arbeiten, um die Ursachen auszuschalten.
Wenn jemand zum Beispiel viel Stress hat und auch in der Freizeit sich wenig Ausgleich schafft und zudem im Alltag monoton bzw. stereotyp lebt, der kommt eben schlecht aus seinen fehlgesteuerten Regelkreisläufen heraus.
In der Osteopathie geht es darum, körpereigene Prozesse vorsichtig zu reaktivieren. Es geht nicht nur um Manipulation, sondern der Körper soll Hilfe zur Selbsthilfe erhalten. Und da ist natürlich der Patient gefragt, inwieweit er seine Lebensumstände meinen Empfehlungen anpassen kann und möchte.
Wie lange dauert eine osteopathische Behandlung?
Wenzel: Das ist sehr unterschiedlich. Bei dem Einen findet sich die Ursache sehr schnell, bei dem Nächsten dauert es ein wenig länger und genauso verhält es sich mit der Therapie. Der eine braucht drei Sitzungen, der nächste sechs. Ganz entscheidend ist allerdings, dass dem Patienten nach der Erstbehandlung in aller Regel zwei Wochen Zeit gegeben wird, damit sein Körper sich mit den ersten Impulsen und Anwendungen anfreunden kann. Zudem bekommen nahezu alle Patienten nach der Behandlung Empfehlungen mit auf den Weg. Das können dann Übungen aus der Physiotherapie sein, aber auch Hinweise in Richtung Ernährung.
Klaus Wenzel ist der Leiter des Bereiches Physiotherapie am Orthopädischen Zentrum Martin-Ulbrich-Haus Rothenburg gGmbH. In seiner Arbeit kombiniert er sein Wissen als Physiotherapeut, Heilpraktiker und Osteopath. Die osteopathische Ausbildung schließt er im Juni 2018 an der Still Akademie Dresden ab, verfügt aber bereits über die Genehmigung zur Ausübung der Therapie. Als Heilpraktiker kann Klaus Wenzel auch Patienten direkt und ohne den Umweg über einen zugelassenen Arzt aufnehmen und behandeln.
Terminwünsche nimmt Frau Scholz, Tel. 035891/42-380, entgegen.
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