Neuer Kinderorthopäde im Orthopädischen Zentrum Martin-Ulbrich-Haus Rothenburg
Ein Orthopäde für die Kleinen
Marcin Karulek bereichert das Team im Martin-Ulbrich-Haus in Rothenburg. Sein Job ist selten in der Region.
Von Katja Schlenker
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Auch wenn man das manchmal denkt. Es gibt Unterschiede – vor allem beim Skelett. Und mit dem kennt sich Marcin Karulek aus. Der 40-Jährige ist nicht nur Facharzt für Orthopädie, sondern in diesem Bereich auch auf Kinder spezialisiert. Ein gravierender Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen ist, dass bei den Kleinen die Knochen noch wachsen. „Das muss man immer im Hinterkopf haben“, sagt Marcin Karulek. „Und welche Möglichkeiten es gibt, dem Kind in seiner jetzigen Situation zu helfen.“
Gerade das macht den Job allerdings so spannend, meint der Arzt. Er ist auch auf neuroorthopädische Krankheiten und dabei besonders auf die sogenannte Zerebralparese spezialisiert. Das bedeutet, dass das Nervensystem und die Muskulatur im Bereich der Motorik gestört sind. Diese Bewegungsstörungen finden ihre Ursache oft in einer frühkindlichen Hirnschädigung. Spezialisten wie Marcin Karulek sind selten in der Region. Gerade einmal neun Ärzte, die auf Kinderorthopädie spezialisiert sind, gibt es in Sachsen. Drei sind es im Regierungsbezirk Dresden, zu dem der Landkreis Görlitz gehört, erklärt Sprecher Ingo Mohn von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen. Doch keiner dieser drei Ärzte ist in der Stadt Görlitz oder dem ehemaligen Niederschlesischen Oberlausitzkreis angesiedelt. Hier gibt es zwar neun Orthopäden und zehn Chirurgen, die aber alle nicht die Zusatzweiterbildung zum Kinderorthopäden haben.
Nur Ärzte aus den Fachrichtungen Orthopädie oder Chirurgie können diese Zusatzweiterbildung erlangen. Folglich gliedern sich die Mediziner mit der Zusatzweiterbildung Kinderorthopäde eben in diese zwei Gruppen, erklärt Ingo Mohn. Daher werden die Stellen der Kinderorthopäden auch nicht extra von der Kassenärztlichen Vereinigung geplant, wie es zum Beispiel bei Allgemeinmedizinern, Augenärzten oder anderen Fachrichtungen der Fall ist. Die Berechnung des Bedarfs errechnet sich anhand der Facharztbezeichnungen. Und die lautet in diesem Fall Orthopäde oder Chirurg. Beide Arztgruppen sind in ganz Sachsen für Neuzulassungen gesperrt, erklärt Ingo Mohn.
Dennoch hoffen Marcin Karulek und das Team des Orthopädischen Zentrums in Rothenburg, dass sie bald eine Sprechstunde des Kinderorthopäden anbieten können. Gerade weil es so wenige Kinderorthopäden in Ostsachsen gibt. „Für einen Arzt ist es verlockend, wenn wenige eine spezielle Fachrichtung machen“, sagt er. „Dann kann man sich weiterentwickeln.“ Aus diesem Grund hat sich der gebürtige Breslauer auch für diesen Weg entschieden. Als er das erste Mal in der Orthopädischen Kinderklinik in Aschau im Chiemgau gewesen ist, hat er sofort gewusst, dass er künftig auch mit kleinen Patienten arbeiten möchte, erzählt Marcin Karulek. Hier absolviert er daher auch seine Weiterbildung zum Kinderorthopäden.
Nun hat es ihn wieder nach Rothenburg gezogen. Aus familiären Gründen, wie er sagt. Vier Jahre lang hat er schon einmal im Orthopädischen Zentrum an der Neiße gearbeitet und seine Facharztausbildung zum Orthopäden hier gemacht. „Der Anfang war traumhaft“, sagt er lachend. „Viele Leute kenne ich noch von damals.“ Außerdem ist er derzeit bei den Orthopäden und Kinderärzten in der Region unterwegs, stellt sich bei ihnen vor und spricht mit den Kollegen über die Möglichkeiten, die sich bieten. Auch eine Vortragsreihe zum Thema Kinderorthopädie kann sich Marcin Karulek vorstellen.
Wenn die Kollegen eine spezielle Frage zu Kindern haben, können sie sich ans Orthopädische Zentrum wenden. „Wir wollen eine zentrale Anlaufstelle schaffen“, erklärt Marcin Karulek. „Für die Kollegen und die Patienten, aber auch um eine zweite Meinung einholen zu können.“ Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kinder aus der Region künftig nicht mehr weit weg von zu Hause operiert werden müssen. Das kann fortan in der Rothenburger Klinik passieren, sodass die Eltern kurze Wege haben, um ihr Kind im Krankenhaus zu besuchen, oder zu einer Nachuntersuchung herzukommen.
Quelle: www.sz-online.de
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