Stationäre Schmerztherapie
„Wir zeigen Ihnen den Weg aus dem Schmerz“
Behandlung von akuten Schmerzen
Eine stationäre akute Schmerztherapie oder Notfalleinweisung ins Krankenhaus ist bei einer Minderzahl der Patienten notwendig. Insbesondere kommt dies in Frage, wenn es ambulant nicht möglich ist, die Schmerzen zu beherrschen oder ambulante Möglichkeiten der Schmerzbehandlung ausgeschöpft sind. Voraussetzung ist jedoch immer, daß der Patient ambulant nicht versorgt werden kann.
Eine stationäre Behandlung kann auch für diagnostische Zwecke notwendig werden, wenn der Verdacht auf eine schwerwiegende schmerzunterhaltende Erkrankung besteht, wie z.B. eine Wirbelkörperfraktur oder Entzündung. Auch sind risikobehaftete Verfahren, wie z.B. eine invasive Schmerztherapie (epidurale Umflutungen, Schmerzkatheter, etc.), bei denen anschließend eine Überwachung erforderlich ist, häufig nur stationär durchführbar.
Multimodale Schmerztherapie
Bestehen die Schmerzen mehr als 12 Wochen soll auf jeden Fall die Indikation für eine multimodale Schmerztherapie überprüft werden, so daß Ihr Hausarzt, Orthopäde, Chirurg, Neurologe oder auch Schmerztherapeut Sie in das Krankenhaus einweisen wird.
Als multimodale Schmerztherapie wird die gleichzeitige, inhaltlich, zeitliche und in der Vorgehensweise aufeinander abgestimmte umfassende Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzsyndromen bezeichnet.
Nach Krankenhauseinweisung wird unsere Schmerztherapeutin Sie im Rahmen einer prästationären Sprechstunde sehen, die Kriterien prüfen und die Behandlungsziele des nachfolgenden ca. 13 bis 21 Tage dauernden stationären Aufenthaltes besprechen.
Die Zugangskriterien zur sIMMST sind im Einzelnen:
- Manifeste oder drohende Beeinträchtigung von Lebensqualität und/oder Arbeitsfähigkeit
- Fehlschlag von vorheriger unimodaler Schmerztherapie, schmerzbedingter OP oder Entzug
- Bestehender Medikamentenabusus oder –abhängigkeit
- Gravierende psychische Begleiterkrankung
- Gravierende somatische Begleiterkrankung
Es müssen mindestens 3 von 5 Kriterien erfüllt sein. Ebenso muss die Notwendigkeit einer Krankenhausbehandlung entsprechend § 17 c Absatz 4 Satz 9 KHG indiziert und dafür erforderliche G-AEP-Kriterien erfüllt sein.
Ansprechpartner: Frau Dr. med. Kristina Engelbert (Fachärztin für Orthopädie, Physikalische Therapie, Manuelle Therapie, Rehabilitationswesen, Osteologin DVO, Spezielle Schmerztherapie)
Tel.: 035891/ 42 522
Der Schwerpunkt der multimodalen Schmerztherapie in der Fachklinik für Orthopädie liegt auf chronischen Wirbelsäulenerkrankungen.
- Die individuelle medikamentöse Schmerztherapie angelehnt an den von der WHO empfohlenen Stufenplan bzw. bei Nervenschmerzen weitere Medikamente wie Antidepressiva und Antiepileptika
- Psychotherapie: Psychotherapeutische Einzelgespräche und Gruppentherapie, Krankheits- und Schmerzbewältigungsstrategien, effektive Methoden zur Stressbewältigung
- Physiotherapie: Körper- und Bewegungserfahrung, Ausdauer-, Koordinations- und Krafttraining, Entspannungstherapie, physiotherapeutische Einzeltherapie, Selbsthilfetraining
- Ergotherapie: Rückenschule, Haltungsschule, ADL, Hilfsmittelverordnung
- Orthopädietechnische Versorgung (Hilfsmittelversorgung, Orthesen)
- Bei Bedarf Sozialberatung
- eine nicht-medikamentöse Therapie: TENS (Transkutane Elektrische Nerven Stimulation) und elektrische Sympathicusblockaden
- Invasive Schmerztherapieverfahren: Die rückenmarksnahe Applikation von Lokalanästhetika und Glucocorticoiden in Form von
- epiduraler/sacraler Umflutung,
- Nervenwurzelblockaden mit Lokalanästhetika und Corticoiden,
- peripheren Nervenblöcke,
- Kathetertechniken (PDK, Suprascapulariskatheter bei Schulterschmerz), Neuraltherapie und
- therapeutische Lokalanästhesie
Die multimodale Schmerztherapie, auch stationäre interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie oder sIMMST genannt, wird von einem multiprofessionellen Team durchgeführt, welches von erfahrenen und in der Schmerztherapie speziell geschulten Schmerztherapeuten angeleitet wird. In einem Team aus Fachärzten für Orthopädie und Anästhesie, Psychotherapeuten, Pain-Nurses, Physio-, Ergo- und Trainings- und Musiktherapeuten stellen wir ein auf Sie abgestimmtes individuelles Behandlungsprogramm auf. Das Therapiekonzept wird in Einzel- und Gruppentherapie angewendet.
„Zum eigenen Therapeuten werden“
Voraussetzung einer guten psychologischen Begleitung des Patienten während des stationären Aufenthaltes zur sIMMST ist, dem Patienten das Gefühl zu vermitteln, dass er in seinem Leid ernst genommen und verstanden wird. Aufgabe des Psychologen und Psychotherapeuten ist die Erarbeitung des biopsychosozialen Schmerzmodells mit den Patienten. Diese sollen in ihrer Körper- und Sinneswahrnehmung geschult werden. Ein wichtiger Punkt ist die verbesserte Selbstfürsorge und die Akzeptanz eigener Begrenzungen. Wichtig sind auch die Schmerz-Defokussierung und das Entwickeln von Bewältigungsstrategien.
Zusammengefasst könnte man es so ausdrücken: Der Patient soll lernen- weg von der ausschließlich externen Heilerwartung, Strategien zu entwickeln, welche ihn zu seinem eigenen Therapeuten werden lassen. Das Gefühl von Beeinflussungsmöglichkeiten senkt das Hilflosigkeitserleben und wirkt somit drohender Depressivität entgegen und stärkt die psychische Verfassung.
Bei chronischen Schmerzpatienten mit Rückenschmerzen kommt der Rückschule große Bedeutung zu. Dabei geht es um rückengerechtes Verhalten im Alltag und ggf. Beratung zur Arbeitsplatzgestaltung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die progressive Muskelrelaxation. Schmerzlinderung soll hier durch bewusstes An- und Entspannen bestimmter Muskelgruppen und damit einhergehender tiefer Entspannung des ganzen Körpers erreicht werden. Zusätzlich können dadurch Symptome körperlicher Unruhe reduziert und Schlafprobleme vermindert und das Bewusstsein für die Veränderung von Körperfunktionen gestärkt werden.
Durch gezielte und individuell auf den Patienten abgestimmte Therapien soll Schmerzreduktion, Muskelentspannung, Kräftigung der Muskulatur, verbesserte Beweglichkeit der Wirbelsäule und Gelenke, verlängerte Gehstrecke sowie eine Aktivierung des gesamten Organismus erreicht werden. Dies setzt die akribische Untersuchung des Patienten nicht nur durch Ärzte sondern auch durch den Physiotherapeuten voraus. Dies dient der Feststellung von Fehlfunktionen der Gelenke, Gangstörungen und dem Erkennen von muskulären Dysbalancen (Muskelschwächen, Verkürzungen und Verspannungen der Muskulatur, Triggerpunkte in der Muskulatur/ Bindegewebe). Die physiotherapeutischen Maßnahmen beinhalten vor allem aktivierende Therapien, wie Krankengymnastik, Gruppengymnastik, Bewegungsbad, Fahrradergometer, Laufband oder Stepper, Medizinische Trainingstherapie an Apparaten sowie unterstützende passive Behandlungen in Form von Massagen, Schröpfmassagen, Triggerpunktbehandlungen, Elektrotherapie, Zellenbäder, Wärmeanwendungen.
Biodanza = heißt „Tanz des Lebens“ (spanisch bios = Leben, danza = Volks-Tanz). Als ganzheitliche Methode werden mit Hilfe von ausgewählten Übungen und Tänzen, begleitet von Musik, individuelle Potentiale und Ressourcen aktiviert. Das Konzept wurde von Herrn Dipl.-Psych. Prof. Rolando Toro in Chile entwickelt. Durch das bewegungstherapeutische Angebot Biodanza wird unser multimodales Behandlungskonzept erweitert mit der Zielstellung, Bewegungsfreude beim Patienten anzuregen sowie seine Körperwahrnehmung und Entspannungsfähigkeit zu verbessern. Wichtig dabei ist eigenes Erleben und Empfinden, nicht Sportlichkeit und Ästhetik, also den Körper zu erspüren statt „Schöntänzerei“.